Industriefotografie: Zeitzeugin des 19. Jahrhunderts

Im Zürcher Oberland sind sie Zeugen einer einst erfolgreichen Textilindustrie: zahlreiche alte Industriegebäude, die uns enorm viel zu erzählen hätten. Oft nehmen wir sie nicht wahr. Das ist beim Industrie-Fotograf anders. Er sieht mehr und lässt die Geschichte mit Fokus auf die richtigen Details neu aufleben. Hier ein Bereicht eines langjährigen Spezialisten für Industriefotografie, Bernhard Räber.

(Von Bernhard Räber) Ich bin nicht direkt ein Industriekind, doch sehr nahe dran. Von der Industrialisierung habe ich wie viele andere auch profitiert. Im 21. Jahrhundert hat es in der Schweiz nicht mehr viel aktive Industrie. Die  Produktion wurde in den billigeren Osten ausgelagert. Die Folge: leerstehende Industriegebäude, die auf eine sinnvolle Umnutzung oder auf den baldigen Abriss warten. Doch diese Zeitzeugen einer wichtigen Epoche in der Menschheit, haben uns mehr zu erzählen als wir auf den ersten Blick vermuten.

Industriefotografie die besondere Art Altes zu erleben

Viel hat die jetzige Generation von der Industrie und ihrer Entstehung und Geschichte nicht miterlebt. Geblieben sind alte Industriegebäude, Zeitzeugen der sogenannten zweiten industriellen Revolution. Hier in der Schweiz wurden sie in wirtschaftlicher Absicht, in verschiedene Räumlichkeiten für das Kleingewerbe, umfunktioniert.

Als Fotograf geniesse ich es immer wieder, wenn ich diese alten, geschichtsträchtigen Produktionsstätten fotografieren darf. Dies ist umso spannender, wenn noch die alten Maschinen und Arbeitsplätze vorhanden sind. So als wären alle Mitarbeiter zur gleichen Zeit in den Urlaub gefahren. Dann ist die Zeit gekommen, den Puls, den Groove und die Geschichten zu spüren, die diese Gebäude in sich tragen.

Stille und dann plötzlich höre ich das Quietschen eines alten kleinen Wagens, der auf Schienen reingeschoben wird. Sofort eilen zwei Mann herbei und übernehmen das Material zum Bearbeiten, das sich auf dem Wagen befindet …

Industriefotografie lässt alte Geschichten neu aufleben

Industriefotografie lässt alte Geschichten neu aufleben

Industriefotografie lässt alte Geschichten neu aufleben

Winzige Details beleben die Fantasie des Industriefotografen

Durch diese heute oft als unwichtig wahrgenommenen Gegenstände, kommt Bewegung in meine Fantasie. Geschichten von damals werden mit allen meinen Sinnen erlebbar.

Mein Auge fürs Detail wird plötzlich aktiv, ich sehe die Bilder vor mir, als ob sie genau jetzt Realität wären. Aussagekräftige Bildkompositionen entstehen und ich beginne zu fotografieren.

Es kommt mir vor, wie wenn Arbeiter und die Maschinen im Einklang mit meinem Bewusstsein aufleben. Immer mehr und mehr Bilder entstehen und lassen die in Vergessenheit geratene Industrie neu aufleben.

Die Bilder in Schwarz/Weiss, geben dem ganzen auch Wertschätzung der vergangenen Zeit.

Ob Inneneinrichtung einer Halle oder die Aussenseite des Gebäudes auf dem Gelände, da ist viel Einzigartiges, das die Industrie in ihrer Entstehung und während ihrer Blütezeit ausmacht. Zum Beispiel das schlichte Gradlinige und trotzdem sehr offene. Die Fensterfronten waren selten kleine Lichtöffnungen, meistens Hallenhohe Verglasungen und auf den Dächern waren diese typischen Sheddach Verglasungen.

So wurde viel Tageslicht in die grossen Hallen ermöglicht, da die ersten Beleuchtungskörper nicht die Leistungen von heute erbringen konnten. Zudem war die Elektrizität ein wichtiger Kostenfaktor.

Der Industriefotograf sieht mehr

Der Industriefotograf sieht mehr

Wo ich auch nur durchgehe auf den alten Industriearealen, überall hat es Details die fotografisch festgehalten werden wollen. Der Charme der alten Industriebauten ist aussergewöhnlich.

Natürlich fotografiere ich auch neue Industriegebäude oder Produktionsabläufe.

Bernhard Räber, Industriefotograf, Raum Bern

Geschichte der Industrie visuell neu aufleben lassen:

Autor: Bernhard Räber

Industriefotograf, Inhaber Gebäudefotografie.ch, Unternehmer, Dipl. Betriebswirtschafter und Dozent