Verpackungsmaterial: Die beliebte Luftpolsterfolie unter der Lupe
Wer kennt sie nicht, die praktische Blisterfolie mit ihren Reihen luftgefüllter Noppen? Die Bläschen zwischen den Fingern zerplatzen zu lassen — je nach persönlicher Veranlagung kreuz und quer oder hübsch ordentlich Reihe für Reihe — gehörte wohl für die meisten heutigen Erwachsenen zu den sprichwörtlichen einfachen und kostenlosen Freuden der Kindheit. Zwar ist der resultierende Knall etwas weniger eindrucksvoll als etwa bei einer Knallerbse, aber besonders zarte, unvorbereitete Seelen lassen sich auch damit ganz gut aus der Fassung bringen.
Anders als die Knallerbse punktet die Kunststofffolie zudem mit beträchtlichem haptischem Genuss: Den Widerstand und das letztliche Bersten der Plastikblasen unter dem Druck der Finger empfindet wohl jeder als merkwürdig befriedigend. Und das Beste: Angesichts hunderter Noppen lässt sich der Gratis-Spass nahezu unbegrenzt wiederholen.
Luftpolsterfolien – beliebt beim Verpacken von Produkten und bei Kindern
Wie entsteht eigentlich so eine Luftpolsterfolie?
Das dürften sich seinerzeit die wenigsten von uns gefragt haben — die Kunststofffolie war einfach da, wie so viele moderne Plastik-Annehmlichkeiten, über die weder Erwachsene noch Kinder zweimal nachdachten. Die praktischen Verpackungen von damals treiben heute im Nordatlantik… Nun wähnen wir uns schlauer — und werfen unsere Tupperdosensammlung weg, um sie durch neu gekaufte Edelstahlbehälter zu ersetzen.
Wie Luftpolsterfolie hergestellt wird, gibt dabei durchaus auch Anlass zum Staunen: Der Einfallsreichtum, den die Menschheit beim Austüfteln von Möglichkeiten, natürliche Ressourcen für lebenserleichternde Wegwerfdinge zu vergeuden, an den Tag gelegt hat, ist positiv beeindruckend. Und lässt hoffen, dass sich diese Kreativität auch beim Ersinnen von Alternativen bewährt.
Die verfehlte Tapete
Luftpolsterfolie wurde 1957 in den USA erfunden. Ursprünglich wollten die Erfinder die Wohnzimmer ihrer modernen Zeitgenossen mit einer schmucken dreidimensionalen Plastiknoppentapete verschönern. Die Tapete floppte, hatte aber immerhin das Zeug zum polsternden Verpackungsmaterial für andere Midcentury-Designschätze — und eine Millionen-Dollar-Idee war geboren. 1960 gründete die beiden Ingenieure die Sealed Air Corporation, auch heute noch ein wichtiger Blasenfolien-Produzent und Inhaber der Original-Marke «Bubble Wrap».
Kunststoffgranulat rein — Blisterfolie raus
Der Ausgangsstoff für die Herstellung von Luftpolsterfolie ist Polyethylen (abgekürzt PE), der für Verpackungsmaterial am häufigsten eingesetzte erdölbasierte Kunststoff. Typische Luftpolsterfolienmaschinen werden auf der einen Seite mit Polyethylen-Granulat — säckeweise von der petrochemischen Industrie geliefert — befüllt und spucken auf der anderen eine nimmer endende Noppenfolie aus, die nur noch aufgerollt werden muss.
Im Innern der Maschine wird das Kunststoffgranulat geschmolzen und zu einem dünnen Film ausgerollt. Die noch warme Plastikfolie läuft im Anschluss über einen rotierenden Zylinder mit vielen halbkugelförmigen Vertiefungen. Ein Unterdruck zwischen Folie und Zylinder saugt den Film in die Vertiefungen hinein. Direkt danach wird ein zweiter, glatter Kunststofffilm über die nun noppige Folie laminiert, sperrt die Luft in den gerade erzeugten Blasen ein — und fertig ist die Blisterfolie.
Nachhaltige Alternativen zur Luftpolsterfolie
Keine Frage: So lange wir empfindliche Dinge von hier nach dort versenden, werden wir auch polsterndes Verpackungsmaterial benötigen. Angesichts knapper werdender Ressourcen und gestiegenen Umweltbewusstseins stellt sich daher die Frage nach nachhaltigen Alternativen zur Kunststofffolie.
Zunächst einmal: Mit dem Wegwerfen ist niemandem geholfen. Deshalb wenn möglich aufheben und wiederverwenden! Ob Luftpolsterumschlag oder Folie — die robuste Blasenfolie ist fast immer noch gut für eine zweite, dritte oder vierte Runde.
Wer Verpackungsmaterial neu kaufen muss und sich von der Kunststofffolie verabschieden möchte, kann heute auf eine Vielfalt von papierbasiertem Polstermaterial zurückgreifen. Zerknülltes Zeitungspapier adé: Vom sogenannten Schrenzpapier – einem ausschließlich aus Recyclingpapier hergestellten Packpapier, das gern als polsterndes Knüllpapier eingesetzt wird, über clever strukturierte Wellpappe und Karton mit geprägten Noppen bis hin zu naturfarbenem oder bunt eingefärbtem Schredderpapier gibt es heute zahlreiche zeitgemäße ebenso professionelle wie nachhaltige Polstermaterialien.
Sie möchten trotzdem nicht auf die stressabbauende Wirkung des Luftpolsterfolie-Ploppens verzichten? Auch dafür existiert natürlich eine Smartphone-App — einfach Bubble-Wrap-App downloaden und plastikfrei Bläschen platzen lassen!
© Autorenteam – industrie-produkte.ch – 23.11.2020